\subsection{Überblick} DYCOS (\underline{DY}namic \underline{C}lassification algorithm with c\underline{O}ntent and \underline{S}tructure) ist ein Knotenklassifizierungsalgorithmus, der Ursprünglich in \cite{aggarwal2011} vorgestellt wurde. Ein zentrales Element des DYCOS-Algorithmus ist der sog. {\it Random Walk}: \begin{definition}[Random Walk, Sprung] Sei $G = (V, E)$ mit $E \subseteq V \times V$ ein Graph und $v_0 \in V$ ein Knoten des Graphen. %Sei außerdem $f: V \rightarrow \mathcal{P}(V)$ eine Abbildung %mit der Eigenschaft: %\[ \forall v \in V \forall v' \in f(v): \exists \text{Weg von } v \text{ nach } v'\] Ein Random Walk der Länge $l$ auf $G$, startend bei $v_0$ ist nun der zeitdiskrete stochastische Prozess, der $v_i$ auf einen zufällig gewählten Nachbarn $v_{i+1}$ abbildet (für $i \in 0, \dots, l-1$). Die Abbildung $v_i \mapsto v_{i+1}$ heißt ein Sprung. \end{definition} Der DYCOS-Algorithmus klassifiziert einzelne Knoten, indem $r$ Random Walks der Länge $l$, startend bei dem zu klassifizierenden Knoten $v$ gemacht werden. Dabei werden die Labels der besuchten Knoten gezählt. Das Label, das am häufigsten vorgekommen ist, wird als Label für $v$ gewählt. DYCOS nutzt also die sog. Homophilie, d.~h. die Eigenschaft, dass Knoten, die nur wenige Hops von einander entfernt sind, häufig auch ähnlich sind \cite{bhagat}. Der DYCOS-Algorithmus arbeitet jedoch nicht direkt auf dem Graphen, sondern erweitert ihn mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Texte. Wie diese Erweiterung erstellt wird, wird im Folgenden erklärt.\\ Für diese Erweiterung wird zuerst wird Vokabular $W_t$ bestimmt, das charakteristisch für eine Knotengruppe ist. Wie das gemacht werden kann und warum nicht einfach jedes Wort in das Vokabular aufgenommen wird, wird in \cref{sec:vokabularbestimmung} erläutert.\\ Nach der Bestimmung des Vokabulars wird für jedes Wort im Vokabular ein Wortknoten zum Graphen hinzugefügt. Alle Knoten, die der Graph zuvor hatte, werden nun \enquote{Strukturknoten} genannt. Ein Strukturknoten $v$ wird genau dann mit einem Wortknoten $w \in W_t$ verbunden, wenn $w$ in einem Text von $v$ vorkommt. Der DYCOS-Algorithmus betrachtet also die Texte, die einem Knoten zugeordnet sind, als eine Multimenge von Wörtern. Das heißt, zum einen wird nicht auf die Reihenfolge der Wörter geachtet, zum anderen wird bei Texten eines Knotens nicht zwischen verschiedenen Texten unterschieden. Jedoch wird die Anzahl der Vorkommen jedes Wortes berücksichtigt. \begin{figure}[htp] \centering \input{figures/graph-content-and-structure.tex} \caption{Erweiterter Graph} \label{fig:erweiterter-graph} \end{figure} Entsprechend werden zwei unterschiedliche Sprungtypen unterschieden, die strukturellen Sprünge und inhaltliche Mehrfachsprünge: \begin{definition}[struktureller Sprung] Sei $G_{E,t} = (V_t, E_{S,t} \cup E_{W,t}, V_{L,t}, W_{t})$ der um die Wortknoten $W_{t}$ erweiterte Graph. Dann heißt das zufällige wechseln des aktuell betrachteten Knoten $v \in V_t$ zu einem benachbartem Knoten $w \in V_t$ ein struktureller Sprung. \end{definition} \goodbreak Im Gegensatz dazu benutzten inhaltliche Mehrfachsprünge tatsächlich die Grapherweiterung: \begin{definition}[inhaltlicher Mehrfachsprung] Sei $G_t = (V_t, E_{S,t} \cup E_{W,t}, V_{L,t}, W_{t})$ der um die Wortknoten $W_{t}$ erweiterte Graph. Dann heißt das zufällige wechseln des aktuell betrachteten Knoten $v \in V_t$ zu einem benachbartem Knoten $w \in W_t$ und weiter zu einem zufälligem Nachbar $v' \in V_t$ von $w$ ein inhaltlicher Mehrfachsprung. \end{definition} Jeder inhaltliche Mehrfachsprung beginnt und endet also in einem Strukturknoten, springt über einen Wortknoten und ist ein Pfad der Länge~2. Ob in einem Sprung der Random Walks ein struktureller Sprung oder ein inhaltlicher Mehrfachsprung gemacht wird, wird jedes mal zufällig neu entschieden. Dafür wird der Parameter $0 \leq p_S \leq 1$ für den Algorithmus gewählt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von $p_S$ wird ein struktureller Sprung durchgeführt und mit einer Wahrscheinlichkeit von $(1-p_S)$ ein modifizierter inhaltlicher Mehrfachsprung, wie er in \cref{sec:sprungtypen} erklärt wird, gemacht. Der Parameter $p_S$ gibt an, wie wichtig die Struktur des Graphen im Verhältnis zu den textuellen Inhalten ist. Bei $p_S = 0$ werden ausschließlich die Texte betrachtet, bei $p_S = 1$ ausschließlich die Struktur des Graphen. Die Vokabularbestimmung kann zu jedem Zeitpunkt $t$ durchgeführt werden, muss es aber nicht. In \cref{alg:DYCOS} wird der DYCOS-Algorithmus als Pseudocode vorgestellt. \begin{algorithm} \begin{algorithmic}[1] \Require \\$G_{E,t} = (V_t, E_{S,t} \cup E_{W,t}, V_{L,t}, W_t)$ (Erweiterter Graph),\\ $r$ (Anzahl der Random Walks),\\ $l$ (Länge eines Random Walks),\\ $p_s$ (Wahrscheinlichkeit eines strukturellen Sprungs),\\ $q$ (Anzahl der betrachteten Knoten in der Clusteranalyse) \Ensure Klassifikation von $V_t \setminus V_{L,t}$\\ \\ \ForAll{Knoten $v \in V_t \setminus V_{L,t}$} \State $d \gets $ defaultdict \For{$i = 1, \dots,r$} \State $w \gets v$ \For{$j= 1, \dots, l$} \State $sprungTyp \gets \Call{random}{0, 1}$ \If{$sprungTyp \leq p_S$} \State $w \gets$ \Call{SturkturellerSprung}{$w$} \Else \State $w \gets$ \Call{InhaltlicherMehrfachsprung}{$w$} \EndIf \State $w \gets v.\Call{GetLabel}{ }$ \Comment{Zähle das Label} \State $d[w] \gets d[w] + 1$ \EndFor \EndFor \If{$d$ ist leer} \Comment{Es wurde kein gelabelter Knoten gesehen} \State $M_H \gets \Call{HäufigsteLabelImGraph}{ }$ \Else \State $M_H \gets \Call{max}{d}$ \EndIf \\ \State \textit{//Wähle aus der Menge der häufigsten Label $M_H$ zufällig eines aus} \State $label \gets \Call{Random}{M_H}$ \State $v.\Call{AddLabel}{label}$ \Comment{und weise dieses $v$ zu} \EndFor \State \Return Labels für $V_t \setminus V_{L,t}$ \end{algorithmic} \caption{DYCOS-Algorithmus} \label{alg:DYCOS} \end{algorithm} \subsection{Datenstrukturen} Zusätzlich zu dem gerichteten Graphen $G_t = (V_t, E_t, V_{L,t})$ verwaltet der DYCOS-Algorithmus zwei weitere Datenstrukturen: \begin{itemize} \item Für jeden Knoten $v \in V_t$ werden die vorkommenden Wörter, die auch im Vokabular $W_t$ sind, und deren Anzahl gespeichert. Das könnte z.~B. über ein assoziatives Array geschehen. Wörter, die nicht in Texten von $v$ vorkommen, sind nicht im Array. Für alle vorkommenden Wörter ist der gespeicherte Wert zum Schlüssel $w \in W_t$ die Anzahl der Vorkommen von $w$ in den Texten von $v$. \item Für jedes Wort des Vokabulars $W_t$ wird eine Liste von Knoten verwaltet, in deren Texten das Wort vorkommt. Diese Liste wird bei den inhaltlichen Mehrfachsprung, der in \cref{sec:sprungtypen} erklärt wird, verwendet. \item An einigen Stellen macht ein assoziatives Array, auch \enquote{dictionary} oder \enquote{map} genannt, Sinn. Zustätzlich ist es nützlich, wenn diese Datenstruktur für unbekannte Schlüssel keinen Fehler ausgibt, sondern für diese Schlüssel den Wert 0 annimmt. Eine solche Datenstruktur wird in Python \texttt{defaultdict} genannt und ich werde im Folgenden diese Benennung beibehalten. \end{itemize} \input{Sprungtypen} \input{Vokabularbestimmung}