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2014-03-02 18:02:13 +01:00
%!TEX root = Programmierparadigmen.tex
\chapter{$\lambda$-Kalkül}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Der $\lambda$-Kalkül (gesprochen: Lambda-Kalkül) ist eine formale Sprache.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
In diesem Kalkül gibt es drei Arten von Termen $T$:
\begin{itemize}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
\item Variablen: $x$
\item Applikationen: $(T S)$
\item Lambda-Abstraktion: $\lambda x. T$
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\end{itemize}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
In der Lambda-Abstraktion nennt man den Teil vor dem Punkt die \textit{Parameter}
der $\lambda$-Funktion. Wenn etwas dannach kommt, auf die die Funktion angewendet
wird so heißt dieser Teil das \textit{Argument}:
\[(\lambda \underbrace{x}_{\mathclap{\text{Parameter}}}. x^2) \overbrace{5}^{\mathclap{\text{Argument}}} = 5^2\]
\begin{beispiel}[$\lambda$-Funktionen]
\begin{bspenum}
\item $\lambda x. x$ heißt Identität.
\item $(\lambda x. x^2)(\lambda y. y + 3) = \lambda y. (y+3)^2$
\item \label{bsp:lambda-3} $\begin{aligned}[t]
&(\lambda x.\Big (\lambda y.yx \Big ))~ab\\
\Rightarrow&(\lambda y.ya)b\\
\Rightarrow&ba
\end{aligned}$
\end{bspenum}
In \cref{bsp:lambda-3} sieht man, dass $\lambda$-Funktionen die Argumente
von Links nach rechts einziehen.
\end{beispiel}
Die Funktionsapplikation sei linksassoziativ. Es gilt also:
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\[a~b~c~d = ((a~b)~c)~d\]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
\begin{definition}[Gebundene Variable]\xindex{Variable!gebundene}%
Eine Variable heißt gebunden, wenn sie der Parameter einer $\lambda$-Funktion ist.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
\begin{definition}[Freie Variable]\xindex{Variable!freie}%
Eine Variable heißt \textit{frei}, wenn sie nicht gebunden ist.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
\begin{satz}
Der untypisierte $\lambda$-Kalkül ist Turing-Äquivalent.
\end{satz}
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\section{Reduktionen}
2014-03-08 14:05:57 +01:00
\begin{definition}[Redex]\xindex{Redex}%
Eine $\lambda$-Term der Form $(\lambda x. t_1) t_2$ heißt Redex.
\end{definition}
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\begin{definition}[$\alpha$-Äquivalenz]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Zwei Terme $T_1, T_2$ heißen $\alpha$-Äquivalent, wenn $T_1$ durch
konsistente Umbenennung in $T_2$ überführt werden kann.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Man schreibt dann: $T_1 \overset{\alpha}{=} T_2$.
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\end{definition}
\begin{beispiel}[$\alpha$-Äquivalenz]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
\begin{align*}
\lambda x.x &\overset{\alpha}{=} \lambda y. y\\
\lambda x. x x &\overset{\alpha}{=} \lambda y. y y\\
\lambda x. (\lambda y. z (\lambda x. z y) y) &\overset{\alpha}{=}
\lambda a. (\lambda x. z (\lambda c. z x) x)
\end{align*}
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{beispiel}
\begin{definition}[$\beta$-Äquivalenz]
2014-03-08 14:05:57 +01:00
Eine $\beta$-Reduktion ist die Funktionsanwendung auf einen Redex:
\[(\lambda x. t_1) t_2 \Rightarrow t_1 [x \mapsto t_2]\]
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
\begin{beispiel}[$\beta$-Äquivalenz]
2014-03-08 14:05:57 +01:00
\begin{defenum}
\item $(\lambda x.x) y \overset{\beta}{\Rightarrow} x[x \mapsto y] = y$
\item $(\lambda x. x (\lambda x. x)) (y z) \overset{\beta}{\Rightarrow} (x(\lambda x. x))[x \mapsto y z] (y z) (\lambda x. x)$
\end{defenum}
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{beispiel}
\begin{definition}[$\eta$-Äquivalenz]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Zwei Terme $\lambda x. f~x$ und $f$ heißen $\eta$-Äquivalent, wenn
$x$ nicht freie Variable von $f$ ist.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
\begin{beispiel}[$\eta$-Äquivalenz]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
TODO
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{beispiel}
\section{Auswertungsstrategien}
\begin{definition}[Normalenreihenfolge]\xindex{Normalenreihenfolge}%
2014-03-07 12:20:14 +01:00
In der Normalenreihenfolge-Auswertungsstrategie wird der linkeste äußerste
Redex ausgewertet.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
\begin{definition}[Call-By-Name]\xindex{Call-By-Name}%
2014-03-07 12:20:14 +01:00
In der Call-By-Name Auswertungsreihenfolge wird der linkeste äußerste Redex
reduziert, der nicht von einem $\lambda$ umgeben ist.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
Die Call-By-Name Auswertung wird in Funktionen verwendet.
\begin{definition}[Call-By-Value]\xindex{Call-By-Value}%
2014-03-07 12:20:14 +01:00
In der Call-By-Value Auswertung wird der linkeste Redex reduziert, der
nicht von einem $\lambda$ umgeben ist und dessen Argument ein Wert ist.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{definition}
Die Call-By-Value Auswertungsreihenfolge wird in C und Java verwendet.
Auch in Haskell werden arithmetische Ausdrücke in der Call-By-Name Auswertungsreihenfolge
reduziert.
\section{Church-Zahlen}
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Im $\lambda$-Kalkül lässt sich jeder mathematische Ausdruck darstellen, also
insbesondere beispielsweise auch $\lambda x. x+3$. Aber \enquote{$3$} und
\enquote{$+$} ist hier noch nicht das $\lambda$-Kalkül.
Zuerst müssen wir uns also Gedanken machen, wie man natürliche Zahlen $n \in \mdn$
darstellt. Dafür dürfen wir nur Variablen und $\lambda$ verwenden. Eine Möglichkeit
das zu machen sind die sog. \textit{Church-Zahlen}.
Dabei ist die Idee, dass die Zahl angibt wie häufig eine Funktion $f$ auf eine
Variable $x$ angewendet wird. Also:
\begin{itemize}
\item $0 := \lambda f~x. x$
\item $1 := \lambda f~x. f x$
\item $2 := \lambda f~x. f (f x)$
\item $3 := \lambda f~x. f (f (f x))$
\end{itemize}
Auch die gewohnten Operationen lassen sich so darstellen.
\begin{beispiel}[Nachfolger-Operation]
\begin{align*}
\succ :&= \lambda n f z. f (n f x)\\
&= \lambda n. (\lambda f (\lambda x f (n f x)))
\end{align*}
Dabei ist $n$ die Zahl.
Will man diese Funktion anwenden, sieht das wie folgt aus:
\begin{align*}
\succ 1 &= (\lambda n f x. f(n f x)) 1\\
&= (\lambda n f x. f(n f x)) \underbrace{(\lambda f~x. f x)}_{n}\\
&= \lambda f x. f (\lambda f~x. f x) f x\\
&= \lambda f x. f (f x)\\
&= 2
\end{align*}
\end{beispiel}
\begin{beispiel}[Addition]
\begin{align*}
\text{+} : &= \lambda m n f x. m f (n f x)
\end{align*}
Dabei ist $m$ der erste Summand und $n$ der zweite Summand.
\end{beispiel}
\begin{beispiel}[Multiplikation]
%\[\text{\cdot} := \lambda m n.m(n f) \]
Dabei ist $m$ der erste Faktor und $n$ der zweite Faktor.
\end{beispiel}
\begin{beispiel}[Potenz]
%\[\text{\cdot} := \text{TODO}\]
Dabei ist $b$ die Basis und $e$ der Exponent.
\end{beispiel}
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\section{Weiteres}
\begin{satz}[Satz von Curch-Rosser]
2014-03-07 12:20:14 +01:00
Wenn zwei unterschiedliche Terme $a$ und $b$ äquivalent sind, d.h. mit Reduktionsschritten beliebiger Richtung ineinander transformiert werden können, dann gibt es einen weiteren Term $c$, zu dem sowohl $a$ als auch $b$ reduziert werden können.
2014-03-02 18:02:13 +01:00
\end{satz}